
Zehn Kerzen auf der Geburtstagstorte kündeten eindeutig von einem Jubiläum: Am Samstag trafen sich Mitglieder der Selbsthilfegruppe „Verbogene Seelen“ seit langer Pause wieder in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof. Hier war die Gruppe am 5. Oktober 2011 aus der Taufe gehoben worden. Sie war damals ein erstes Hilfsangebot der Gedenkstätte an die Betroffenen sexuellen Missbrauchs in DDR-Heimen. Vor Corona trafen sich die Männer und Frauen aus Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen alle drei Wochen in der Gedenkstätte. Das letzte Mal im Jahre 2020.
Um so glücklicher zeigten sich die Teilnehmer nach einigen wenigen Treffen im Freien, einer Sommerfahrt nach Kromlau sowie zahlreichen Online-Sitzungen, den Geburtstag wieder an jener Stätte feiern zu können, die ihnen in den zurückliegenden Jahren den Weg zurück in den Alltag aufzeigte. Begleitet wurde das Treffen wie gewohnt durch den Gestalttherapeuten und Supervisor Norbert Prinz. Er ist immer dabei, wenn Gruppenleiterin Corinna Thalheim die „Verbogenen Seelen“ begrüßt. Am Samstag war zudem Thomas Bär, der das Jubiläum der Gruppe in fotografische Momente bannte, aus Leipzig nach Torgau gereist. Der Fotograf nutzte zunächst die gelöste Stimmung an der Kaffeetafel sowie die sich anschließende ernsthafte Gesprächsrunde für eine Vielzahl an Portraitgelegenheiten.
Das Jubiläumstreffen diente in erster Linie dazu, die vergangene Dekade noch einmal Revue passieren zu lassen. Aktuell zählt die Selbsthilfegruppe 13 Mitglieder. Nach Angabe von Corinna Thalheim gibt es seit vier Jahren einen stabilen Kern. Drei Gruppenmitglieder seien aus der Gründungszeit noch übrig. Mit Unterstützung von Fachberatern gibt es hier Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir kommen mit Behörden, Ärzten, Krankenkassen ins Gespräch, um Verständnis und Unterstützung bei der Bewältigung unserer traumatischen Erfahrungen zu erhalten. Gleichzeitig sollen Wege und Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie persönliche Erfahrungen verarbeitet werden können. Ebenso hilft das Gemeinschaftsgefühl, gemeinsame Anliegen und Bedürfnisse zu formulieren und entsprechend umzusetzen“, betonte Thalheim die enorme Bedeutung des Schutzraums Gedenkstätte für die Gruppe. Hier würden die Weichen gestellt, dass die ehemaligen Heimkinder aus einer sozialen Isolation herausfänden. Dadurch würden die Betroffenen in die Lage versetzt, wieder soziale Erfahrungen sammeln zu können, um dadurch vor allem auch mit Kritik besser umgehen zu können.
Text: C. Wendt Torgauer Zeitung
TZ/C. Wendt